Sommerwoche 2013
Bei einem Brand dieser Art sind die Koordinaten 'Dauer des Ofenbaus' und 'Dauer des Brennvorgangs' nicht wirklich planbar. So wird der Papierbrand zur Metapher für Lebensprozesse. Diese Art des Brennens hinterlässt Spuren. Die Werke erhalten einen eigenen individuellen Charakter.
Der Brennofen muss jedes Mal neu erschaffen werden. Er wächst unter meinen Händen aus geschichteten Eichenholzscheiten, die mit Papier eingepackt werden. Wie dick ist die Kaolinschicht auf dem Papier? Wie viele Schichten Papier um das Holz sind vorteilhaft? Wie trocken ist das Holz? Ist noch Holzkohle nötig? Hat die Öffnung, die als Rauchabzug dient, das richtige Maß? Unberechenbarkeit und offene Fragen setzen sich beim Brennvorgang fort. Sind die meteorologischen Eckdaten günstig? Brennt das Feuer gut? Ist der Ofen zur Erde hin gut genug abgedichtet, damit sich im Inneren eine hohe Temperatur entfalten kann? Wird es auch nicht zu schnell zu heiß?
Diese sehr lebendige Art des Brennens birgt eine Reihe von Geheimnissen und Überraschungen. Natürlich ist auch die Gefahr der vollkommenen Zerstörung eine realistische Möglichkeit.
Ist der Brennvorgang gestartet, lässt er sich kaum beeinflussen. Jetzt ist Vertrauen in den Prozess gefordert. Die Skulpturen werden von den Papierschichten umhüllt, es gibt kein Zurück, kein Ausschalten. Jetzt ist die Arbeit ihrem Schicksal im Feuer, im Uterus, ausgeliefert. Einer Schwangerschaft und Geburt ähnlich, die in ihrer Dauer und ihrem Verlauf ebenfalls nicht exakt vorhersagbar sind. Die Papierhülle zerfällt zu Staub und der erste Blick auf das fertige Werk ist möglich. Die Neugier, die Freude und die Berührung über das Entstandene sind unbeschreibbar.
(Projekt: Maga Fraikin, Text: Elke Hoffmann)